Ich möchte die Geschichte der agilen Transformation unseres Produktionsbetriebes weiter erzählen.

Vor ein paar Wochen war ich wieder 3 Tage zu Einzelcoachings beim Kunden, um die Mentoren (zur Erinnerung, das sind die Scrum-Master) auf Ihrem agilen Weg weiter zu begleiten. Tatsächlich war das der erste Vor-Ort-Termin nach fast 6 Monaten.

Die gute Nachricht ist, dass die Teams tatsächlich agiler arbeiten und schon -zur großen Freude des Betriebsleiters- einige bemerkenswerte Verbesserungspotentiale im Fertigungsprozess a) identifiziert und b) realisiert haben.

Was aber auch in den Coachings transparent wurde, ist ein echtes Kommunikationsproblem zwischen den 8 agilen Teams untereinander. Es zeigte sich, daß ein permanenter Austausch zwischen den Teams in der Realität fast nicht stattgefunden hat. Um es auf die Spitze zu treiben: Ich wurde von einem Mentor gefragt, wie weit denn die anderen Teams gekommen sind. Diese Frage an mich zu stellen, ist natürlich bemerkenswert. Wäre es nicht viel sinniger gewesen, einfach mal mit den anderen Mentoren zu reden, um sich ein Gesamtbild zu machen?

Die Analyse ist klar: Aktuell agieren die Teams zwar herrlich agil, aber auch als einzelne agile Silos nebeneinander her. Das kann natürlich so nicht gewollt sein und ruft uns als Agile Coachs wieder intensiver auf den Plan. Wir brauchen ein Format, dass die Mentoren bzw. deren Challenges in einer höheren Flughöhe übergeordnet koordiniert und priorisiert. Unser Ad-Hoc-Ansatz ist es, hier wieder ein KANBAN-Board mit regelmäßigen Standup-Meetings aller Mentoren einzusetzen. Auf diesem werden nicht alle Teilaufgaben geführt, sondern nur die übergeordneten Themen (die “Stories”). Darüberhinaus wird es einen monatlichen “agilen Stammtisch” außerhalb des Betriebes in einem Gasthof geben, an dem jeder Mentor teilnehmen kann, aber nicht muss.

Glücklicherweise ist der agile Raum mitten in der Produktionsfläche mittlerweile fertiggestellt und eingeweiht. Hier stehen alle KANBAN-Boards der Teams und dann zukünftig das übergeordnete Board – wie eben dargestellt. Jeder der sich informieren möchte, kann sich anhand dieser Boards “up-to-date” halten und muss nicht mehr warten, bis der externe Coach aus Berlin angereist ist. :-)

Diese kleine Geschichte ist wieder ein herrliches Beispiel, was agile Transformation bedeutet: Es ist ein verschlungener Weg (teilweise auch in das Ungewisse) und jedes Unternehmen sollte sich bewusst sein, dass dieser immer neue Erkenntnisse liefert, auf die man flink reagieren sollte. Agilität ist kein Prozess, den man innerhalb von ein paar Monaten mal so eben einführt und dann läuft alles nach Schema F durch.

Ja, das wird vielen von Ihnen sicherlich bewusst sein. Aber glauben Sie mir, ich kenne einige Beispiele, bei denen das Wesen der Agilität noch nicht komplett durchdrungen wurde. Zitat aus einem Neukundengespräch: “Wie lange brauchen Sie denn genau für die Einführung der Agilität bei uns, Herr Lasnia?”